In der Nacht des 13. Juni 1888

Ludwig, Ludwig, Königsvetter!
Ludwig, es ist Mitternacht,
Dunkel droht im West ein Wetter,
Doch noch strahlt der Venus Pracht.

Ludwig, sind es nicht zwei Jahre,
Dass Du kalt und todesbleich
Ruhtest auf der schwarzen Bahre,
Und verwaiset steht Dein Reich?

Weinend zieh'n des Sees Fluten
An das Ufer heut heran,
Und des Sees Tiefen bluten,
Wie die Todesstunden nah'n.

Schwere schwüle Düfte treiben
Aus der dunklen Königsgruft,
Rosen und Jasmin betäuben
Wehmutsvoll die nächt'ge Luft.

Rosen und Jasmin bekränzen
Deinen dunklen Sarkophag,
Blumen, die in Thränen glänzen,
Heut an Deinem Todestag.

Dunkel ist die Kirche oben.
Doch es wacht St. Michael.
Rache scheint er zu geloben,
Und sein Schwerdt, schon flammt es hell